Um die Entwicklung der Rollen in der Logistik und im Güterverkehr vollständig zu verstehen, ist es wichtig, mit einigen grundlegenden Definitionen zu beginnen. Logistik ist der Prozess, der die Planung, Umsetzung und Kontrolle des Flusses von Waren, Dienstleistungen und Informationen vom Ursprungsort bis zum Verbrauchsort umfasst – mit dem Ziel, die Anforderungen der Kunden zu erfüllen. Dieses umfassende Konzept beinhaltet nicht nur die Verteilung fertiger Produkte, sondern auch die Beschaffung von Rohstoffen, innerbetriebliche Bewegungen und externe Ströme. Transport hingegen bezeichnet die physische Bewegung von Personen oder Gütern von einem Ort zum anderen über geeignete Infrastrukturen und Transportmittel.
Es ist wichtig klarzustellen, dass der Transport ein Bestandteil der Logistik ist, diese jedoch nicht vollständig abdeckt. Während die Logistik dem sekundären Sektor zugeordnet werden kann, da sie direkt an der Produktion von Gütern beteiligt ist, gehört der Transport vollständig zum tertiären Sektor, da es sich um eine Dienstleistung handelt. Dies gilt insbesondere heute, da die meisten Transportvorgänge an spezialisierte Dienstleister ausgelagert werden.
Traditionell waren Versender – also Warenproduzenten – häufig auch Eigentümer von Transportmitteln und logistischen Infrastrukturen wie Lagerhäusern. In solchen Fällen wurde die gesamte Vertriebskette intern verwaltet. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch ein zunehmender Trend zur Auslagerung logistischer Aktivitäten, insbesondere des Transports, entwickelt, wodurch der Umfang der direkt im sekundären Sektor verwalteten Tätigkeiten reduziert wurde. Dieser Prozess hat zu einer zunehmenden Spezialisierung und Tertiarisierung der Logistikdienstleistungen geführt, bei denen heute unterschiedliche Akteure für die „statischen“ Phasen wie Lagerung und die „dynamischen“ Phasen wie den eigentlichen Transport zuständig sind. Zudem hat sich eine Unterscheidung zwischen „asset-based“ (anlagenbasierten) Anbietern, die über eigene Mittel und Infrastruktur verfügen, und „service-based“ (dienstleistungsbasierten) Anbietern, die Dienstleistungen ohne eigenen Besitz erbringen, herausgebildet.
Ein typisches traditionelles Schema bei Import-/Exportvorgängen umfasst mehrere Akteure: den Versender, das Lager, Land- und Seetransportunternehmen, Terminalbetreiber, Spediteure, Schifffahrtsagenten und Zollabfertiger. Alle diese Akteure haben klar definierte und begrenzte Rollen. In den letzten Jahren erleben wir jedoch eine tiefgreifende Wandlung dieser Rollen, die sich entlang zweier Hauptstrategien vollzieht: einerseits die Entwicklung mit Fokus auf das Kerngeschäft und horizontale Integration, andererseits die Entwicklung durch Funktionsintegration entlang der Lieferkette, also vertikale Integration.
Die erste Strategie basiert auf dem Prinzip, dass sich jeder Akteur auf sein Kerngeschäft konzentrieren und durch horizontale Expansion wachsen sollte – also durch die Stärkung seiner Präsenz innerhalb desselben Glieds der Logistikkette. Dies kann durch organisches Wachstum, Fusionen und Übernahmen oder durch kommerzielle und operative Vereinbarungen wie Slot-Abkommen erfolgen. Im Import-/Exportkontext führt dieser Ansatz dazu, dass Akteure ihre spezifische Rolle konsolidieren – z. B. sich ausschließlich auf Transport oder Lagerung konzentrieren – und dabei klare funktionale Grenzen beibehalten.
Die zweite Strategie zielt hingegen auf eine vertikale Integration entlang der Lieferkette ab. Viele Logistikakteure haben begonnen, mehrere Funktionen zu integrieren und ein Full-Service-Paket anzubieten. Dieses Phänomen, bekannt als Kontraktlogistik, hat sich in den letzten dreißig Jahren entwickelt und ist heute weit verbreitet. In diesem Kontext wird nicht nur der Transport, sondern die gesamte Logistikfunktion an Drittanbieter ausgelagert, die die vollständige operative Verantwortung übernehmen. Ein Logistikdienstleister kann nun das Produktionslager, den Primärtransport, Verteilzentren und die Endzustellung unter einem einzigen integrierten Vertrag mit dem Versender verwalten.
Vertikale Integration zeigt sich auch im intermodalen Sektor, wo einige Akteure sowohl land- als auch seeseitige Logistikoperationen unter einem einzigen Managementsystem vereinen, um vollständig integrierte Tür-zu-Tür-Dienste anzubieten. Synergien zwischen Binnen- und Seehäfen sowie zwischen Straßen-, Schienen- und Seetransport helfen, Zeit, Kosten und Komplexität zu reduzieren und die Effizienz der gesamten Lieferkette zu steigern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die traditionellen Rollen von Logistik und Transport hin zu stärker integrierten, flexibleren und spezialisierten Modellen entwickeln. Outsourcing sowie die Umsetzung von vertikalen und horizontalen Integrationsstrategien definieren die Grenzen zwischen Produzenten und Dienstleistern neu – mit dem Ziel, Zeit, Kosten und Leistung zu optimieren. Unternehmen in der Lieferkette sind nicht mehr nur einfache Zulieferer, sondern strategische Partner, die aktiv zur Wettbewerbsfähigkeit des Produktionssystems beitragen.